Programmübersicht:
09. Oktober, 20.00 Uhr BRÜCKENSCHLAG / Přemostění Andrea Buršová (Gesang) und Zdeněk Král (Komponist und Klavier)
Eröffnung des Festivals; Ansprachen HAVEL SCHREIBT HUSÁK / Havel píše Husákovi Divadlo Feste & Reduta, Praha-Brno Der
historische Brief, den Václav Havel mit der Macht des Ohnmächtigen 1975
an den damaligen Staatspräsidenten Gustáv Husák schrieb, ist die
Folie für dieses Stück. Die Schauspieler arbeiten mit allen Mitteln
des Theaters, doch die Komödiantik ist das Vehikel einer tiefen Frage,
die nichts von ihrer Aktualität und überall gültigen Bedeutung
eingebüßt hat: wie weit reicht die Verantwortung der Machthaber in die
Zukunft? Welche Langzeitwirkung hat die Vernichtung der Kunst, des
Denkens, der Seele.
10. Oktober, 20.00 Uhr
PHILOSOPHIE IM BOUDOIR / Filozofia w buduarze (nach Marquis de Sade) Teatr Nowy, Kraków Die
Inszenierung von Bogdan Hussakowski greift den immer präsenten,
manchmal verborgenen Witz de Sades auf, die hemmungslos direkte
Schilderung der skurrilsten Situationen, die die Zuschauer einerseits
schockiert, andererseits in befreiendes Lachen ausbrechen lässt, das
ihnen bald darauf im Halse stecken bleibt. Das Stück spielt mit den
heute nach wie vor starren Moralvorstellungen, Tabubrüchen, Rebellion,
Grenzüberschreitungen und ganz eindeutigem körperlichen Missbrauch –
und das alles mit philosophischen Diskussionen gepaart. Das
pornographische des Werkes erschließt sich dem Publikum in
ausgesuchtester Sprache und edelster Szenerie der Noblesse….
Sektfrühstück mit Literatur: Armin Baumgartner liest aus seinem neuen Text EIN WUNDER UM 600 SCHILLING Der
Schriftsteller Armin Baumgartner reiste im Februar 1990, keine drei
Monate nach der „Schlüsselrevolution“ im November 1989, mit einem
Freund nach Prag. Die Eindrücke, die er damals gesammelt hatte,
beschreibt er in seiner Erzählung. Dabei wird klar, was Kafka mit der
Schweiz zu tun hat, wie man auf Tschechisch das Wort „teuflisch“ nicht
übersetzt und wie der Kommunismus das Verhalten der Vögel nachhaltig
beeinflusste. – Eine kleine Reise in ein Land, das es so nicht mehr
gibt.
DER PULS DER ZEIT In
der szenischen Lesung werden vier slowakische Einakter präsentiert,
Stücke gegen den Totalitarismus von Anna Grusková, Ľuba Lesná, Zuzana
Uličianska a Dušan Vicen. Die vier AutorInnen, in ihrer Jugend geprägt
von den Ereignissen der Wendejahre, zeichnen ein differenziertes Bild
der Gesellschaft.
13. Oktober, 20.00 Uhr VOM LEBEN IN DER WAHRHEIT Joachim Bißmeier liest Václav Havel Kammerschauspieler
Joachim Bißmeier ist einer der profiliertesten Schauspieler im
deutschen Sprachraum. Von 1965 bis 1992 war er am Wiener Burgtheater
engagiert. Seit einigen Jahren spielt er regelmäßig im Wiener Theater
in der Josefstadt. Mit der Rolle des VANEK in der Uraufführung von
„Audienz“ und „Vernissage“ 1976 am Wiener Burgtheater wurde Bißmeier zu
einem szenischen Alter ego von Václav Havel. Als unter dem
Burgtheaterdirektor Achim Benning Havels Stücke in Wien regelmäßig
uraufgeführt wurden, gab Bißmeier der Figur ein besonderes Profil. 14. Oktober, 20.00 Uhr
PHYSISCHE POESIE / Fyzické básnictví Eine Performance mit Petr Váša, Brno Der
vielseitige Künstler aus Brno hat sich in seinem Werk mit verschiedenen
künstlerischen Techniken beschäftigt, Malerei, Sprache, Musik – und sie
alle fließen ein in seine Produktionen. In der Performance reicht das
Spektrum von der stimm- und bewegungsdramatischen Parodie auf den
russischen Futurismus bis zum Translateinischen, und so schildert die
PHYSISCHE POESIE auf jede erdenkliche Weise – aber immer so artifiziell
wie witzig – das Alltagsleben, die Einflüsse des Banalen wie des
Erhabenen, des Kurzlebigen wie des Unvergänglichen.
15. Oktober, 20.00 Uhr
Vladislava Fekete KURZE VERBINDUNGEN / Krátke spojenia Szenische Lesung Mit
diesem Stück gewann die Leiterin des Slowakischen Theater-Institutes,
Vladislava Fekete, den Alfréd Radok-Preis 2009 für das beste
tschechische und slowakische Stück. Das Stück beschreibt ihre
eigenen Erfahrungen, die sie, als Angehörige der slowakischen
Minderheit in Serbien, später in der Slowakei gemacht hat. Die Personen
des Stückes leben in verschiedenen europäischen Ländern und können nur
noch per Telephon Kontakt halten. Ihre Begegnungen finden in der
Vergangenheit statt. Und diese Vergangenheit wirft den Schatten des
Krieges auf die Gegenwart...
17. Oktober, 20.00 Uhr
DIE TOTEN SEELEN / Mrtvé duše Teatr Skrat, Bratislava DIE
TOTEN SEELEN sind ein textloses Theater der Erscheinungen, Menschen,
die in ihrem Leben verflochten sind, ohne Ausweg, ausgebrannt. Ihr
Alltagsleben, ausgefüllt mit trivialen Situationen, macht sie zu
ohnmächtigen Darstellern eines wortlosen Dramas voller großer und
kleiner Tragödien. In den Fragmenten ihrer Behausungen sehnen sie sich
nach Erfüllung ihrer Vorstellungen, bleiben aber ohne Hoffnung. Ihr
Lachen ist ohne Stimme, ihr Weinen ohne Tränen, ihre Sprache ohne
Worte.
18. Oktober
Symposion zum Thema 1989-2009 DIE ENTWICKLUNG DES THEATERS 15.00 – 18.00 Uhr Wissenschaftliche Diskussion 20.00 Uhr Podiumsdiskussion mit Szabo Attila (Budapest, Theaterwissenschaftliches Institut) Anna Grusková (Theaterinstitut Bratislava) Václav Cejpek (Brno, Rektor der Janáček-Akademie der Musischen Künste) Piotr Gruszczyński (Warszawa, Theaterkritiker, Dramaturg und Autor) sowie österreichischen Theater- und Kulturwissenschaftlern.
19. Oktober, 20.00 Uhr
MacskaSzem: EIN POETISCHES KONZERT Leitung: Judit Menyhért Fünf
Frauen machen Musik, verbinden sie mit Dichtung, suchen nach den
Stimmen der Instrumente, nutzen die Stimme als Instrument. Ihr Stil:
eine Mischung aus traditioneller, klassischer und zeitgenössischer
Musik. Dazu kommt der ganze Reichtum der verschiedenen ungarischen
Nationalitäten, der schon so viele Komponisten begeistert und
beeinflußt hat. Eine Überraschungsreise in das Nachbarland, eine
Entdeckungsreise in einen reizvollen Musikkontinent. Und – Hand aufs
Herz: wer kennt schon die transsylvanische Koboz? Diese Sonderform der
Laute? Eben…
20. Oktober, 20.00 Uhr
ALLEIN SEIN / Být sám Studio Marta (Theater der Janáček Akademie der musischen Künste, Brno) Es
spielen und singen die Absolventen des Studiums Erziehungsdramatik für
Gehörlose an der Janáček Akademie, Baßgitarre: Pavel Zemla, Geige:
Ludmila Netolická Regie: Zoja Mikotová, Musik: Zdeněk Kluka Das
Stück ist inspiriert von den Bildern und Tagebüchern des Malers Edvard
Munch, von seiner Beschäftigung mit dem Kreislauf von Geburt bis Tod,
von Leben und Liebe. Das Bewegungstheater übernimmt den Rhythmus der
Natur, des Meeres, der Wellen, der Linien im Unendlichen, geht auf
Entdeckungsreisen zum Unwiederholbaren, den Freuden von Leisesein und
Schreien. Texte von Munch, Jan Skácel und Lieder auf Motive von K.
Bremnes akzentuieren diesen besonderen Abend.
21. Oktober, 20.00 Uhr
Andrzej Stasiuk: OSTMARK Szenische Lesung – Theater Brett Ensemble Das
Stück wirft einen Blick in die (nahe?) Zukunft. Die Gesellschaft
Westeuropas nähert sich in ihren Verfallssymptomen dem humanistischen
Vorbild des Alten Rom: überaltert, verwirrt, dekadent und ohne
Nachkommen, kurz arbeitsunfähig wäre... Junge, dynamische und
kompromisslose illegale Arbeitskräfte aus dem Osten stehen bereit, das
kurz vor der Selbstauflösung stehende System kurzerhand zu übernehmen.
Als einer der drei Schwarzarbeiter aus dem Osten, Holzfäller in einem
dunklen Wald, plötzlich ums Leben kommt, endet jäh der Traum vom
besseren Leben. Gemeinsam stehen Ost und West vor der Frage, was mit
der „illegalen“ Leiche geschehen soll. Das Auftauchen der ebenso
hoffnungsfrohen wie nichtsahnenden Ehefrau verwandelt das gemeinsame
Europa endgültig in einen Trümmerhaufen.
22. Oktober, 20.00 Uhr
DIE VERSUCHUNG / Pokušenie Prešporské divadlo, Bratislava Nach dem Roman „Der Dämon und Fräulein Prym“ von Paulo Coelho Prešporské
divadlo präsentiert als das erste professionelle slowakische Theater
die Dramatisierung dieses Textes des weltberühmten Autors.Das Stück
lebt von viel Bewegung und der außergewöhnlichen Musik, eine
Projektionsfläche im Stil der Laterna Magica begrenzt die Spielfläche. Der
Teufel treibt sein uraltes Spiel mit höchster Meisterschaft – er bietet
demjenigen, der auch nur eines der zehn Gebote verletzt, eine Menge
Gold. Und bald verwandelt sich das so blühende Dorf in eine Stätte
willen-, seelenloser Menschen, die als Hüllen nur noch der Gier
nachgeben. Doch unvermittelt zieht das Drama den Zuschauer in seinen Bann – denn wie würden wir uns denn verhalten? Wer kann der Versuchung widerstehen?
23. Oktober, 20.00 Uhr
Beatrice Ferrolli DIETRICH UND LEANDER - eine musikalische Begegnung Regie: Piotr Szalsza Teatr Korez, Katowice Aus
den Biographien der vielleicht bekanntesten deutschsprachigen
Sängerinnen Marlene Dietrich und Zarah Leander webt die
österreichische Autorin einen besonderen Stoff: im Waschraum eines
Hotels treffen die beiden Stars aufeinander. Die Tür klemmt, niemand
vermisst sie, niemand erlöst sie. So sind sie allein, glauben sich
unbeobachtet. Welten prallen aufeinander, politische Haltung und
künstlerische Anschauung schaffen Differenz – und doch entsteht
Nähe. In diesem Zusammenhang bekommt manch bekanntes Lied einen neuen
Klang, entsteht eine neue Interpretation.
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